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Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort

3.
Sobald die Bernauerin die Stimme vernahm,

ein schneeweißes Hemd zog sie gar bald an,
wol vor den Herzog zu treten,     ja treten.

4.
Sobald die Bernauerin vors Thor naus kam,

drei Herren gleich die Bernauerin vernahmn:
„Bernauerin, was willst machen,     ja machen?“

5.
„Ei willst du lassen den Herzog entwegn,

oder willst du lassen dein jung frisches Lebn
ertrinken im Donauwasser,     ja Wasser?“

6.
‚‚‚Und als ich will lassen mein Herzog entwegn,

so will ich lassen mein jung frisches Lebn
ertrinken im Donauwasser,     ja Wasser.

7.
‚‚‚Der Herzog ist mein, und ich bin sein,

der Herzog ist mein, und ich bin sein:
sind wir gar treu versprochen,     ja versprochen.‘‘‘ –

8.
Bernauerin wol auf dem Wasser schwamm;

Maria Mutter Gottes hat sie gerufet an,
sollt ihr aus dieser Noth helfen,     ja helfen!

9.
‚‚‚Hilf mir, Maria, aus dem Wasser heraus,

mein Herzog läßt dir bauen ein neus Gotteshaus,
von Marmelstein ein Altar,     ja Altar!‘‘‘

10.
Sobald sie dieses hat gesprochen aus,

Maria Mutter Gottes hat geholfen aus
und von dem Tod sie errettet,     ja errettet.

11.
Sobald die Bernaurin auf die Brücken kam,

ein Henkersknecht zur Bernaurin kam:
„„Bernauerin, was willst machen,     ja machen?

12.
„„Ei willst du werden ein Henkersweib,

oder willst du lassen dein jung stolzen Leib
ertrinken im Donauwasser,     ja Wasser?““

13.
‚‚‚Und eh ich will werden ein Henkersweib,

so will ich lassen mein jung stolzen Leib
ertrinken in Donauwasser,     ja Wasser.‘‘‘

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_009.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)