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An August Mayer.
Antwort auf dessen Abschied S. 91.

Ach! nicht so gut ist dirs geworden,
Du edles, liebemuth’ges Herz!
Zu schweben in dem heil’gen Orden
Gefall’ner Kämpfer himmelwärts.

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Hast keine heißen Todeswunden,

Und selbst kein grünes Grab gefunden.

Dich labte nicht auf blühn’den Matten
Der Sonne letztes, theures Licht;
Dir breitete kein Baum den Schatten

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Mild um dein sterbend Angesicht;

In keiner Sommerlüfte Weben
Verhauchtest du dein warmes Leben.

Der Winter Gottes ist gekommen
Auch über dein unschuldig Blut,

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Hat dich in kalten Arm genommen,

Und dir zerdrückt den deutschen Muth,
Und zog zu viel erstarrten Todten
Dich nieder auf den eis’gen Boden. –

Hat dir von jenem Abschiedsliede

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Wohl noch ein sel’ges Wort geträumt,

O hat dich noch gestärkt der Friede,
Der Muth von dem es überschäumt?
Hat dich ein Traum begleitet linde
Von deinem süßen, blonden Kinde?

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_259.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)