Seite:Deutscher Dichterwald 241.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wär’ er gar jämmerlich gestorben. Endlich am dritten Tage, Andere sagen gar erst am sechsten, wurde der Wald hell und immer heller, und da kam er zuletzt hinaus auf eine schöne grüne Wiese.

Da war es ihm so leicht um das Herz, und er athmete mit vollen Zügen die freie Luft ein.

Auf derselben Wiese waren Garne ausgelegt, denn da wohnte ein Vogelsteller, der fieng die Vögel, die aus dem Walde flogen, und trug sie in die Stadt zu Kaufe.

„Solch ein Bursche ist mir gerade von nöthen,“ dachte der Vogelsteller, als er Goldenern erblickte, der auf der grünen Wiese nah an den Garnen stand und in den weiten blauen Himmel hineinsah, und sich nicht satt sehen konnte.

Der Vogelsteller wollte sich einen Spaß machen, er zog seine Garne, und husch! war Goldener gefangen und lag unter dem Garne gar erstaunt, denn er wußte nicht, wie das geschehen war. „So fängt man die Vögel, die aus dem Walde kommen, – sprach der Vogelsteller laut lachend, – deine rothen Federn sind mir eben recht. Du bist wohl ein verschlagener Fuchs, bleibe bei mir, ich lehre dich auch die Vögel fangen!“

Goldener war gleich dabei, ihm däuchte unter den Vögeln ein gar lustig Leben, zumal er ganz die Hoffnung

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_241.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)