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Da sprengt herab der Königssohn,

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Umwallt vom Fell des Leuen,

Des wilden Rosses Mähne fleugt,
Die Hufe Feuer streuen.

Da drängt sich alles Volk herzu
Mit Jubel und Gesange:

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„Heil uns! er ist’s, der König ist’s,

Den wir erharrt so lange!“

7.

Es steht ein hoher, schroffer Fels,
Darum die Adler fliegen,
Doch wagt sich keiner drauf herab,

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Den Drachen sehen sie liegen.


In alten Mauern liegt er dort,
Mit seinem gold’nen Kamme,
Er rasselt mit der Schuppenhaut,
Er hauchet Dampf und Flamme.

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Der Jüngling, ohne Schwerdt und Schild,

Ist keck hinaufgedrungen,
Die Arme wirft er um die Schlang’
Und hält sie fest umrungen.

Er küßt sie dreimal in den Schlund,

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Da muß der Zauber weichen,

Er hält im Arm ein holdes Weib,
Das schönst’ in allen Reichen.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_237.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)