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Und wie zum Schlafen sich Jeder legt,
Sehn sie mit wonnigem Grauen
Das Grab, so den rühmlichen Helden hegt,
Ganz nah’ in die Wolken schauen.

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Es waren des Kaufmanns Augen kaum

Von Nacht und Schlummer umfangen,
Da kam zu ihm ein gewaltiger Traum,
Der König, der kam gegangen;

Gluth seine Augen, der ganze Held

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In flammenden Waffen und Decken.

Man fände wohl auf der weiten Welt
Kein solch erfreuliches Schrecken.

Und er sprach ihn an, und er sang ihm zu,
Die Waffen klirrten dazwischen:

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„Du hast gewußt, in der dunkeln Ruh’

Mein Herz mit Lob zu erfrischen.

Dem König in seiner stolzen Lust
Vermag man nicht Vieles zu geben.
Doch ein schönes Lob freut jegliche Brust,

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Das lohnt’ ich auch reichlich im Leben.


Die Schätz’ in den dunkeln Kammern mein,
Die will ich jetzo dir spenden.
Sie geben dem Todten doch wenig Schein,
Nimm du sie aus bleichenden Händen!

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_228.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)