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Graf Montfort.

Graf Montfort von der Rothenfahn zog über das weite Meer,
Bestand so manchen kühnen Strauß zu Sankt Marien Ehr’.

Vor eine Königsburg er kam, sie stand in Abendglut,
Die Wolken wallten um ihr Haupt, zu ihren Füßen die Flut.

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Ein ritt der Graf durch’s Eisenthor, kein Pförtner ihn willkomm hieß,

Auf der Lind’ im Hof kein Vogel sang, in’s Horn kein Wächter stieß.

Der Graf, der trat in einen Saal, da saß eine Königinn stumm,
Viel schöne, trauervolle Fraun, die saßen rings herum.

Der Graf sich neigt’, ein Mütterlein, gar alt, sich zu ihm wandt’:

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„Zu Marien und aller Frauen Ehr’ kommt Ihr aus fernem Land.“


Sie nahm einen Becher von Krystall, bot ihn der Königinn dar,
Wie diese schaut’ in seinen Grund, da ward ihr Auge klar:

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern.. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_174.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)