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An eine Sängerin.

Erst hielt ich’s für ’nes frommen Glöckleins Klingen,
Das der Einsiedler läutet fern im Wald,
Dann wieder klang’s als wenn sich Lerchen schwingen
Durch Maigewölk, das klar am Himmel wallt,

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Drauf schien’s, ein Bächlein schmieg’ in krausen Ringen

Hellrieselnd fort die silberne Gestalt:
Da hattest Du in solchen holden Zungen
Ein heitres Lied aus frommer Brust gesungen.


An eine Flötenspielerin.

Man sagt, Hirtinnen auf sicil’schem Rasen
Verstanden süßen Flötenlaut zu wecken;
So heißt es auch: mit heitrer Lieder Blasen
Begrüßten Rittertöchter edle Recken.

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Ich glaubt’ es sey nur Bild auf schlanken Vasen,

Nur Spiel auf Heldenlieds reichbunten Decken.
Doch sprach die Sage wahr: am Mund der Frauen
Ist Flöte süß zu hören und zu schauen.

 de la Motte Fouqué.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern.. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_140.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)