Seite:Deutscher Dichterwald 105.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Hohenstaufen.

An Conz.

Es steht in stiller Dämmerung
Der alte Fels, öd’ und beraubt;
Nachtvogel kreist in trägem Schwung
Wehklagend um sein moosig Haupt.

5
Doch wie der Mond aus Wolken bricht,

Und mit der Sterne klares Heer,
Umströmt den Fels ein seltsam Licht,
Draus bilden sich Gestalten hehr.

Die alte Burg mit Thurm und Thor

10
Erbauet sich aus Wolken klar,

Die alte Linde sproßt empor,
Und Alles wird, wie’s vormals war.

So Harfe wie Trompetenstoß
Ertönt hinab ins grüne Thal,

15
Gezogen kommt auf schwarzem Roß

Rothbart der Held, gekleid’t in Stahl.

Und Philipp und Irene traut,
Sie wall’n zur Linde Hand in Hand;
Ein Vogel singt mit süßem Laut

20
Vom schönen griech’schen Heimatland.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_105.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)