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Heimkehr.

Sinds die Häuser? sinds die Gassen?
Ach, ich weiß nicht, wo ich bin,
Hab’ ein Liebchen hier gelassen,
Und manch Jahr gieng seitdem hin.

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Aus den Fenstern schöne Frauen

Sehn mir freundlich ins Gesicht,
Keine kann so frischlich schauen,
Als mein liebes Liebchen sieht.

An dem Hause pocht’ ich bange –

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Doch die Fenster stehen leer,

Ausgezogen ist sie lange
Und es kennt mich Keiner mehr.

Und ringsum ein Rufen, Handeln,
Musikanten fiedeln drein,

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Herrn und Damen gehn und wandeln

Zwischendurch in bunten Reihn.

Zierlich bücken, freundlich blicken,
Manches flücht’ge Liebeswort,
Händedrücken, heimlich Nicken,

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Nimmt sie all der Strom mit fort.


Und mein Liebchen sah ich eben,
Traurig in dem lust’gen Schwarm,
Und ein schöner Herr daneben
Führt sie stolz und ernst am Arm.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_081.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)