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4. Nachtreise.

Ich reit’ in’s finstre Land hinein,
Nicht Mond, noch Sterne geben Schein,
Die kalten Winde tosen.
Oft hab’ ich diesen Weg gemacht,

5
Wann goldner Sonnenschein gelacht,

Bey lauer Lüfte Kosen.

Ich reit’ am finstern Garten hin,
Die dürren Bäume sausen drin,
Die welken Blätter fallen.

10
Hier pflegt’ ich in der Rosenzeit,

Wann Alles sich der Liebe weiht,
Mit meinem Lieb zu wallen.

Erloschen ist der Sonne Stral,
Verwelkt die Rosen allzumal,

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Mein Lieb zu Grab getragen.

ich reit’ in’s finstre Land hinein,
Im Wintersturm, ohn’ allen Schein,
Den Mantel umgeschlagen.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_042.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)