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heimgesucht; welches die letzte Stadt des festen Landes an der Meerenge, Sicilien gegenüber, ist. Daselbst soll in den Meereswellen eine Säule gesetzt seyn; bis zu der hin sprengte Anthari auf seinem Roß, und rührte sie mit der Spitze seiner Lanze an, indem er ausrief: „hier soll der Longobarden Grenze stehen!“ Diese Säule heißt bis auf den heutigen Tag: Anthari’s Säule.




406.b.
Aistulfs Geburt.
(Agneldi vita Sergii cap. 2. (Muratori II. 172.)


Von König Aistulf, der mitten des 8ten Jahrhunderts die Longobarden beherrschte, geht folgende Sage. Seine Mutter brachte in einer Stunde in Einem Gebähren fünf Kinder zur Welt. Als man diese wunderbare Nachricht dem Könige ankündigte, befahl er, alle fünfe in einem großen Korb vor ihn zu tragen. Er sah die Kinder an, erschrak, wollte sie aber doch nicht geradezu aussetzen lassen. Da hieß er seinen königlichen Spieß holen, und sprach zu seinen Leuten: „dasjenige von den Kindern, welches meinen Spieß mit der Hand greifen wird, soll beim Leben erhalten werden!“ Hierauf streckte er den Spieß in den Korb unter die Kinder, und eins von den Brüdern reichte mit dem Aermlein nach der Stange. Darauf nannte der Vater dieses Kind mit Namen Aistulf.


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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_399.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)