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mit ihren Weibern eins, dieser jungen Kindlein achte heimlich bei Seite zu schaffen, und nur das neunte und stärkste zu behalten. (Dieses wurde Burkhart genannt und nachmals Großvater Kaiser Lothars.) Eines der Weiber empfing demnach Befehl, die acht Kinder in einem Kessel, darein man sie gelegt, fort zu tragen, im Teich über der Mühle unter dem Schlosse im Kessel mit Steinen zu beschweren, zu versenken und zu ertränken.“

Das Weib nahm es auf sich, und trug mit dem frühesten die Kinder aus der Burg. Nun war aber eben damals des Grafen Bruder, der heilig Bruno, mit dem Tage ins Feld gegangen, sein Gebet zu thun. Als er unterm Berge, bei dem schönen Quellbrunnen (hernach Brunsbrunnen genannt) hin und her wandelte, stieß ihm das Weib auf, und eilte stracks ihres Weges dahin, als fürchtete sie sich; im Vorübergehen hörte Bruno die Kindlein im Kessel unter ihrem Mantel winseln. Er wunderte sich und fragte: was sie da trüge? Ob nun gleich das Weib sagte: „junge Wölferlin oder Hündlein" so däuchte es Bruno doch nicht aller Dinge, als ob die Stimme wie junger Hündlein lautete; wollte deßwegen sehen, was es doch Wunders wäre. Als er ihr nun den Mantel aufrückte, sah er, daß sie acht junge Kindlein trage. Über die Maßen erschrocken, drang er in die vor Furcht erstarrte Frau, ihm alsbald anzuzeigen: woher sie mit den Kindlein komme, wem sie zuständig und was sie damit thun wolle? Zitternd berichtete sie ihm die

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_387.jpg&oldid=- (Version vom 26.5.2019)