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Friederich mit dem gebissenen Backen. Da wollte sie den andern Sohn auch beißen; das wehrte ihr der Hofmeister und sprach: „wollt ihr die Kinder umbringen?“ Sie sprach: „ich hab ihn gebissen, wann er groß wird, daß er an meinen Jammer und dieses Scheiden gedenkt.“

Also nahm sie ihre Kleinode, und ging aufs Ritterhaus, wo sie der Hofmeister mit einer Frauen, einer Magd und dem Eseltreiber an Seilen das Fenster hinab ließ. Noch dieselbe Nacht flüchtete sie auf den Kreinberg, der dazumal dem hersfelder Abt hörte; von da ließ sie der Amtmann geleiten bis nach Fulda. Der Abt empfing sie ehrbarlich, und ließ sie sicher geleiten bis gen Frankfurt, wo sie in einem Jungfrauenkloster Herberge nahm, aber schon im folgenden Jahre vor Jammer starb. Sie liegt zu Frankfurt begraben.





561.
Markgraf Friedrich läßt seine Tochter säugen.

Rothe I. c 1747.


Dieser Friedrich mit dem Biß führte hernachmals Krieg wider seinen Vater und den römischen König, und war auf der Wartburg eingeschlossen, denn der Gegentheil hielt die Stadt Eisenach hart besetzt. In dieser Noth gebar ihm seine Gemahlin eine junge Tochter. Als sie acht Tage alt war, und er nicht länger auf der Burg aushalten konnte, setzte er sich mit Hofgesinde, der Amme und dem Töchterlein selbzwölfte

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_372.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)