von Eisenberg genannt. Der Landgräfin hätte er
gerne mit Gift vergeben, konnte aber nicht dazu kommen;
verhieß also einem Eseltreiber, der ihm auf der
Wartburg täglich das Küchenholz zuführte, Geld, daß
er ihr Nachts den Hals brechen sollte, als ob es der
Teufel gethan hätte. Als nun die dazu bestimmte
Zeit kam, ward dem Eseltreiber bange, und gedachte:
ob ich wohl arm bin, hab ich doch fromme, ehrliche
Eltern gehabt; soll ich nun ein Schalk werden, und
meine Fürstin tödten? Endlich mußte er daran,
wurde heimlich in der Landgräfin Kammer geleitet;
da fiel er vor dem Bette zu ihren Füßen, und sagte:
„gnadet, liebe Fraue!“ Sie sprach: „wer bist du?“
er nannte sich. „Was hast du gethan, bist du trunken
oder wahnsinnig? Der Eseltreiber antwortete:
„schweiget und rathet mir! denn mein Herr hat mir
euch zu tödten geheißen; was fangen wir jetzo an,
daß wir beide das Leben behalten?“ Da sprach sie:
„gehe und heiß meinen Hofmeister zu mir kommen.“
Der Hofmeister gab ihr den Rath: sich zur Stunde
aufzumachen, und von ihren Kindern zu scheiden. Da
setzte sich die Landgräfin bei ihrer Söhnlein Bette
und weinte; aber der Hofmeister und ihre Frauen drangen
in sie, zu eilen. Da es nun nicht anders seyn konnte,
gesegnete sie ihre Kinder, ergriff das älteste, Namens
Friedrich, und küßte es oftermal; und aus sehnlichem,
mütterlichen Herzen biß sie ihm in einen Backen, daß
er davon eine Narbe bekam, die er zeitlebens behalten.
Daher ihm auch erwachsen, daß man ihn genennet:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_371.jpg&oldid=- (Version vom 3.8.2019)