Kunst. Der Ritter sprach zu seinem Bruder: lieber
Bruder ich bitte dich, daß du von dem Teufel erfahren
wollest, wie es um des eisernen Landgrafen Seele
sey? Da sprach der Pfaffe: ich will es gerne thun
auf daß euch der neue Herr desto gütlicher handle.
Der Pfaffe lud den bösen Geist, und fragte ihn um
die Seele. Da antwortete der Teufel: willt du mit
mir darfahren, ich weise sie dir. Der Pfaffe wollte
das, so ers ohne Schaden thun möchte; der Teufel
schwur, daß er ihn gesund wiederbringen würde.
Nach diesem saß er auf des Teufels Hals, der
führte ihn in kurzer Zeit an die Stätte der Pein.
Da sah der Pfaff gar mancherlei Pein, und in
mancherlei Weise, davon erbebte er sehr. Da rief
ein ander Teufel und sprach: wer ist der, den du
hast auf deinem Halse sitzen, bringe ihn auch her?
Es ist unser Freund – anwortete jener – dem hab ich
geschworen, daß ich ihn nicht letze, sondern daß ich
ihm des Landgrafen Seele weise. Zu Hand da wandte
der Teufel einen eisernen glühenden Deckel ab von
einer Grube, da er aufsaß; und hatte eine ehrne Posaune,
die steckte er in die Grube, und blies darein
also sehr: daß dem Pfaffen däuchte, die ganze Welt
erschölle und erbebete. Und nach einer Weile, als
viel Funken und Flammen mit Schwefelgestank ausgingen,
kam der Landgraf auch darin gefahren, gab
sich dem Pfaffen zu schauen und sprach: sieh, ich bin
hier gegenwärtig, ich armer Landgraf, weiland dein
Herre; und wollte Gott, daß ichs nie gewesen wäre,
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_360.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)