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also einen ganzen Acker, gleich als mit Pferden; und ließ darnach den Acker mit großen Steinen zeichnen zu einem ewigen Gedächtniß. Und den Acker machte er frei, dergestalt „daß ein jeder Übelthäter, wie groß er auch wäre, wenn er darauf käme, daselbst solle frey seyn; und wer diese Freiheit brechen würde, sollte den Hals verloren haben," nannte den Acker den Edelacker, führte sie darauf wieder zur Naumburg, da mußten sie ihm auf ein neues schwören und hulden. Darnach ward der Landgraf im ganzen Lande gefürchtet; und wo die, so im Pflug gezogen hatten, seinen Namen hörten nennen, erseufzten sie und schämeten sich. Die Geschichte erscholl an allen Enden in deutschen Landen, und etliche scholten den Herrn darum, und wurden ihm gram; etliche scholten die Beamten, daß sie so untreu gewesen; etliche meinten auch, sie wollten sich eh’ haben tödten lassen, dann in den Pflug spannen. Etliche auch demüthigten sich gegen ihrem Herrn, denen that er gut und hatte sie lieb. Etliche aber wolltens ihm nicht vergessen, stunden ihm heimlich und öffentlich nach Leib und Leben. Und wann er solche mit Wahrheit hinterkam, ließ er sie hängen, enthaupten und ertränken, und in den Stöcken sterben. Darum gewann er viel heimliche Neider von ihren Kindern und Freunden, ging derohalben mit seinen Dienern stätig in einem eisern Panzer, wo er hinging. Darum hieß man ihn den eisernen Landgrafen.


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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_356.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)