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Bruderkrieg erweckt haben. Als ihr Gemahl eines Tages zum Mahl kam, war der Tisch nur halb gedeckt. Hermenfried fragte: was dies zu bedeuten hätte? „Wer nur, ein halbes Königreich besitzt – sprach sie – der muß sich auch mit einer halb gedeckten Tafel begnügen.“





545.
Sage von Irmenfried, Iring und Dieterich.
Wittichind gesta saxon. lib. I.

Vergl. Rothe ap. Menken 1644-1650. und Abbas uispergensis p. 201 - 204.


Der Frankenkönig Hugo (Chlodwig) hinterließ keinen rechtmäßigen Erben, außer seiner Tochter Amelberg, die an Irminfried, König von Thüringen, vermählt war. Die Franken aber wählten seinen unehelichen Sohn Dieterich zum König; der schickte einen Gesandten zu Irmenfried, um Frieden und Freundschaft; auch empfing ihn derselbe mit allen Ehren, und hieß ihn eine Zeit lang an seinem Hofe bleiben. Allein die Königin von Thüringen, welche meinte „daß ihr das Frankenreich mit Recht gehörte, und Dieterich ihr Knecht wäre“ berief Iring, den Rath des Königs, zu sich und bat ihn: ihrem Gemahl zuzureden, daß er sich nicht mit dem Botschafter eines Knechtes einlassen möchte. Dieser Iring war sehr stark und tapfer, klug und fein in allem Rathgeben, und brachte also den König von dem Frieden mit Dieterich ab, wozu ihm die andern Räthe gerathen hatten. Daher trug Irminfried dem Abgesandten auf,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_342.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)