der Klage der Frauen, und lief hinab dem Ufer
zu. Unterdessen war der Ritter erwacht und stieg aus
der Barke; wohl und herrlich empfing ihn der König,
nahm ihn selbst zur Hand, und führte ihn gegen die
Burg. Da sprach der junge Held zu dem Vogel: flieg
deinen Weg wohl, lieber, Schwan! wann ich dein wieder
bedarf, will ich dir schon rufen. Sogleich schwang
sich der Schwan, und fuhr mit dem Schifflein aus aller
Augen weg. Jedermann schaute den fremden Gast
neugierig an; Carl ging wieder ins Gestühl zu seinem
Gericht, und wies jenem eine Stelle unter den
andern Fürsten an.
Die Herzogin von Brabant, in Gegenwart ihrer schönen Tochter, hub nunmehr ausführlich zu klagen an, und hernach vertheidigte sich auch der Herzog von Sachsen. Endlich erbot er sich zum Kampf für sein Recht, und die Herzogin solle ihm einen Gegner stellen, das ihre zu bewähren. Da erschrak sie heftig; denn er war ein auserwählter Held, an den sich niemand wagen würde; vergebens ließ sie im ganzen Saale die Augen umgehen, keiner war da, der sich ihr erboten hätte. Ihre Tochter klagte laut und weinte; da erhob sich der Ritter, den der Schwan ins Land geführt hatte, und gelobte, ihr Kämpfer zu seyn. Hierauf wurde sich von beiden Seiten zum Streit gerüstet, und nach einem langen und hartnäckigen Gefecht war der Sieg endlich auf Seiten des Schwanritters. Der Herzog von Sachsen verlor sein Leben, und der Herzogin Erbe wurde wieder frei und ledig.
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_333.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)