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worden. Wollte der Kellermeister seine Geschäffte im Keller verrichten, so fand er an der Stelle der Wein- und Bierfässer lauter Hafen, Töpfe, Bälge und Wassertröge; und dergleichen ging es in allen Dingen und Orten widersinnigs. Dem neuen Comthur, der aus Frauenberg dahin kam, ging es noch viel wunderlicher und ärger: ein Mal ward er in den Schloßbrunnen an den Bart gehängt; das andre Mal ward er auf das oberste Dach im Schlosse gesetzet, da man ihn kaum ohne Lebensgefahr herunter bringen konnte. Zum dritten Mal fing ihm der Bart von selbst an zu brennen, so daß ihm sein Gesicht geschändet wurde; auch konnte ihm der Brand mit Wasser nicht gelöscht werden, und nur, als er aus dem verwünschten Schlosse heraus lief, erlosch das Feuer. Derowegen fürder kein Comthur in dem Schlosse bleiben wollte, wurde auch von jedermänniglich verlassen, und nach des verstorbenen Comthurs Prophezeihung des Teufels Wohnung geheißen.

Zwei Jahre nach der Schlacht kam ein Bürger von Christburg wiederum zu Hause, der während der Zeit auf einer Wallfahrt nach Rom gewesen war. Als er von dem Gespenst des Schlosses hörte, ging er auf einen Mittag hinauf: sey es nun, daß er die Wahrheit selbst erfahren wollte, oder daß er vielleicht ein Heiligthum mit sich gebracht, das gegen die Gespenster dienen sollte. Auf der Brücke fand er stehen des Comthurs Bruder, welcher auch mit in der Schlacht geblieben war; er erkannte ihn alsbald,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_293.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)