in Sanct Thomas Land; befahl ihr Leute und Gut
und sagte, daß sie sieben Jahre seiner harren möchte.
Früh Morgens stand er auf, kleidete sich an und empfahl
seinem Kämmerer, daß er sieben Jahre lang seiner
Frauen pflege, bis zu seiner Wiederkehr. Der
Kämmerer sprach: Frauen tragen lange Haar und
kurzen Muth; fürwahr nicht länger denn sieben Tage
mag ich eurer Frauen pflegen. Da ging der edle
Möringer hin zu dem Jungen von Neufen und bat,
daß er sieben Jahre seiner Gemahlin pflege; der sagts
ihm zu und gelobte seine Treue.
Also zog der edle Möringer fern dahin, und ein Jahr verstrich um das andere. Wie das siebente nun sich vollendete, lag er im Garten und schlief. Da träumte ihm, wie daß ein Engel riefe und spräche: erwache Möringer, es ist Zeit! kommst du heut nicht zu Land, so nimmt der junge von Neufen dein Weib. Der Möringer raufte vor Leid seinen grauen Bart, und klagte flehentlich seine Noth Gott und dem heiligen Thomas; in den schweren Sorgen entschlief er von neuem. Wie er aufwachte und die Augen öffnete, wußte er nicht, wo er war; denn er sah sich daheim in Schwaben, vor seiner Mühle, dankte Gott, jedoch traurig im Herzen und ging zu der Mühle. Müller[WS 1] – sprach er – was gibts Neues in der Burg? ich bin ein armer Pilgrim. Viel Neues – antwortete der Müller – der von Neufen will heut des edlen Möringers Frau nehmen; leider soll unser guter Herr todt seyn. – Da ging der edle Möringer an sein
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Mutter
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_274.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)