sich beide ins Gras und redeten, was ihr Wille
war. „Gnade, schöne Fraue, darf ich fragen was
mir zu Herzen liegt, so sagt mir: warum ihr hier so
einsam sitzet und niemand bei euch ist?“ – Das
sag ich dir Freund auf meine Treue: „weil ich hier
dein warten wollte; ich liebe dich, seit du je Pferd
überschrittest; und überall in Kampf und in Streit,
in Weg und auf Straßen hab ich dich heimlich gepfleget,
und gehütet mit meiner freien Hand, daß dir nie
kein Leid geschah.“ Da antwortete der Ritter tugendlich:
daß ich euch erblickt habe, nichts liebers
konnte mir geschehen, und mein Wille wäre, bei euch
zu seyn bis an den Tod. „Dies mag wohl geschehen
– sprach die Jungfrau – wenn du meiner Lehre folgest:
willst du mich lieb haben, darfst du fürder kein
ehelich Weib nehmen, und thätest du’s doch, würde
dein Leib den dritten Tag sterben. Wo du aber allein
bist und mein begehrest, da hast du mich gleich bei
dir, und lebest glücklich und in Wonne.“ Herr Peter
sagte: „Frau, ist das alles wahr?“ Und sie gab
ihm Gott zum Bürgen der Wahrheit und Treue.
Darauf versprach er sich ihr zu eigen, und beide verpflichteten
sich zu einander. Die Hochzeit sollte auf
der Frauen Bitte zu Staufenberg gehalten werden;
sie gab ihm einen schonen Ring, und nachdem sie sich
tugendlich angelacht und einander umfangen hatten,
ritt Herr Peter weiter fort seine Straße. In dem
Dorfe hörte er Messe lesen, und that sein Gebät,
kehrte alsdann heim auf seine Feste, und sobald er
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_270.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)