Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 238.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


sammt Weib und Kindern in großem Unglück standen, und noch zukünftiger Zeit mehrerm Unfall möchten unterworfen seyn, gingen sie sämmtlich zu Herrn Reinher Schenk und sagten ihm: „wie sie dies Mal nur durch einen listigen Fund, weil sie keine Hülfe von Erzherzog Otto zu gewarten hätten, zu erretten wären. Nun hätten sie eine gute und geschwinde Kriegslist erdacht, damit den grimmen Feind ab ihrem Hals zu bringen. Nämlich, dieweil sie gesehen, daß alle Essens-Speisen und des Leibes Nothdurft nun bereits verzehrt, und nichts mehr in ihrer Gewalt wäre, als ein dürrer Stier und zwei Vierling Roggen: so wäre ihr getreuer Rath, Gutdünken und Meinung, man sollte hierauf den Stier abschlachten, in dessen abgezogene Haut den Roggen einschütten, und sie also, wohl vermacht, den Berg herab werfen. Wenn die Feinde dann solches sähen, würde es ihnen Ursache geben zu denken: wir wären mit allerlei Nothdurft und Lebensmittel noch reichlich versehen, und könnten die Belagerung noch eine gute Zeit ausharren. Derowegen sie unzweifelich würden aufbrechen und mit dem ganzen Kriegsheer abziehen.“ Diesem Rath kam Herr Reinher Schenk alsbald nach, ließ den Stier abnehmen, den Roggen darein thun, und solche damit über den Berg abstürzen, dem jedermann mit großer Verwunderung zugesehen. Als aber solches Frau Maultasch erfahren, thät sie hierauf einen lauten hellen Schrei und sagte: „ha! das sind die Klaus-Rappen, so eine gute Zeit ihre Nahrung in

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_238.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)