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man von der Königin zu Frankreich Schönheit, doch kann ichs nicht glauben.“ Da sprach die zarte Frau: Brennberger, allerliebster Diener mein, ich bin dir hold, und bitte dich sehr, nimm mein Gold und Silber und schaue die Königin, und sieh, welche die Schönste sey unter uns zweien; bringst du mir davon die Wahrheit, so erfreust du meinen Muth. „Ach edle Frau – sagte der Brennberger – ich fürchte die Müh und die lange Reise; und brächt ich das zurück, das ihr nicht gerne hörtet, so wär mein Herze schwer; bring ich euch aber gute Mähr, daß ihr euch freuetet, so geschäh’s auch mir zu Lieb, darum will ich die Reise wagen. Die Frau sprach: zeuch hin und laß dirs an nichts gebrechen, an Geschmeide noch an Gewändern.

Brennberger aber ließ sich ein Krämlein machen; darein that er, was Frauen gehöret, Gürtel und Spinnzeug, und wollte das als Krämerin feil tragen; und zog über Berg und Thal, im Dienste seiner Frauen, bis er hin gen Paris kam. Zu Paris nahm er Herberg bei einem auserwählten Wirth, der unten am Berge wohnte, der gab ihm Futter und Streu, Speise und Trank aufs Freundlichste. Brennberger hatte doch weder Ruh noch Rast, winkte dem Wirth und frug ihn um Rath, wie ers anfange, der Königin unter Augen zu kommen; denn um ihrentwillen habe ihn die Herzogin aus Oestreich hergesandt. Der Wirth sprach: stellt euch dahin, wo sie pflegt zur Kirche zu gehen, so sehet ihr sie sicherlich.

Da kleidete sich Brennberger fräulich an, nahm

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_228.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)