Gewand, das ist jetzt dahin gekommen, daß ers ihm
wohl vergelten mag. Volkwin zuckte die Fahne wieder
auf, nahm das Roß mit den Sporn und durchbrach
den Römern die Schaar. Von keiner Seite
wollten sie weichen, und viel frommer Helden sank zu
Boden; der Streit währte den sommerlangen Tag.
Die grünen Fahnen der Römer wurden blutfärbig,
ihre leichte Schaar troff von Blut. Da mochte man
kühne Jünglinge schwer verhauen sehen, Mann fiel
auf Mann, das Blut rann über eine Meile. Da
mochte man hören schreien nichts als Ach und Weh!
Die kühnen Helde schlugen einander, sie wollten nicht
von der Wahlstätte kehren, weder wegen des Tods,
noch wegen irgend einer Noth; sie wollten ihre Herrn
nicht verlassen, sondern sie mit Ehren dannen bringen;
das ward ihr aller Ende.
Der Tag begann sich zu neigen, da wankten die Römer. Volkwin der Fähnrich, dies gewahrend, kehrte seine Fahne wider den König der Römer; auf ihn drangen die muthigen Baiern mit ihren scharfen Schwerten, und sangen das Kriegslied. Da vermochten die Wälschen weder zu fliehen noch zu fechten. Severus sah, daß die Seinen erschlagen oder verwundet lagen, und die Wahlstätte nicht behaupten konnten. Das Schwert warf er aus der Hand und rief: Rom, dich hat Baiern in Schmach gebracht, nun acht ich mein Leben nicht länger! Da erschlug Volkwin den König; als der König erschlagen war, steckte Herzog Adelger seinen Schaft in die Erde neben dem
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_220.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)