wollen mit Netzen meinen Leib umgarnen; wißt aber,
daß sie mich zu Rom in ihrem Garten nimmer berücken
sollen. Wäre aber, daß sie mich selbst in Baiern
heimsuchen, so wird ihnen der Leib durchbohrt, wo ich
anders ein Herz habe, und meine lieben Leute mir
helfen wollen.
Da man nun am römischen Hof erfuhr, daß Adelger nicht nach Rom gehen wollte, sagte der König: so wolle er sehen, in welchem Lande der Herzog wohne. Das Heer wurde versammelt, und brach, dreißig Tausend wohl gewaffneter Knechte stark, schnell nach Baiern auf; erst zogen sie vor Bern, dann ritten sie durch Triental. Adelger mit tugendlichem Muthe sammelte all seine Leute, Freunde und Verwandten; bei dem Wasser, heißet Inn, stießen sie zusammen, der Herzog trat auf eine Anhöhe und redete zu ihnen: wohlan ihr Helde unverzagt! jetzt sollt ihr nicht vergessen, sondern leisten, was ihr mir gelobt habt. Man thut mir groß Unrecht. Zu Rom wurde ich gerichtet, und hielt meine Strafe aus, als mich der König schändete an Haar und Gewand; damit gewann ich Verzeihung. Nun sucht er mich ohne Schuld heim; läge der Mann Streite todt, so wäre die Noth gering. Aber sie werfen uns in den Kerker und quälen unsern Leib, höhnen unsre Weiber, tödten unsre Kinder, stiften Raub und Brand; nimmer mehr hinführo gewinnt Baiern die Tugend und Ehre, deren es unter mir gewohnt war; um so mehr, ihr Helden, wehret beides, Leib und Land. – Alle
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_218.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)