wohnte ein Zimmermann in der Stadt, der ein klein
Kind hatte. Das Kind spielete an dem Werk mit
den Spänen, und legte die Späne in Buchstabenweise
zusammen. Da kam ein Priester hinzu und las das.
Das Kind hatte mit den Spänen geleget: dominabor
a mari usque ad mare, das spricht: ich werde
Herr vom Meer bis zum Meer. Der Priester wußte
wohl, daß dies Kind Pabst werden sollte, und sagte
es seinem Vater. Der Vater ließ das Kind lehren.
Da es Schüler war, kam es an des Kaisers Hof, und
ward den Schreibern viel lieb; aber des Kaisers
Sohn Heinrich, der nachher auch Kaiser ward, that
dem Schüler Leides viel und spielte ihm ungefüglich
mit: denn es ahnt ihm sein Herz wohl, was ihm von
dem Schüler aufstehen sollte. Der Kaiser spottete
seines Sohns und des Schülers Spieles. Der Kaiserin
war es leid, und sie schalt ihren Sohn darum.
Dem Kaiser träumte eines Nachts, wie sein Sohn
zum Tisch wäre gesessen, und wie dem Schüler Hildebranden
wüchsen zwei Hörner bis in den Himmel, und
wie er mit diesen Hörnern seinen Sohn aufhübe und
ihn in das Horb (in den Koth) würfe. Diesen
Traum sagte der Kaiser der Kaiserin, die beschied ihn
also: daß der Schüler Pabst werden und ihren Sohn
von dem Reich werfen würde. Da hieß der Kaiser
den Hildebrand fahen und ihn zu Hammerstein in
einen Thurn werfen, und wähnte, daß er Gottes Willen
wenden möchte. Die Kaiserin verwies ihm oft,
daß er eines bloßen Traumes wissen an dem armen
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_204.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)