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480.
Sage von Kaiser Heinrich III.
Gotfridus viterbiensis I. c. p. 333 - 336.

Thomas Lirer Th II.
Crusius, dod II 198. 199.
Etterlin S. 66-68.
Vergl. Becherer thür. Chron. S. 199. und Gerstenberger S. 90 - 94.
Gesta roman. 20. Deutsch. No. 44. mit einigen andern Umständen.


Kaiser Conrad der Franke ließ ein Gebot ausgehn: wer den Frieden bräche, dem sollte man das Haupt abschlagen. Dies Gebot brach Graf Leopold von Calw, und da der König zu Land kam, entwich Graf Leopold in den Schwarzwald in eine öde Mühle, meinte sich da zu enthalten mit seiner Hausfrau, bis daß ihm des Königs Huld wieder würde. Eines Mals ritt der König ungefähr in den Wald, und vor dieselbe Mühle hin. Und da ihn Leopold hörte, furchte er, der König wolle ihn suchen, und floh in das Dickicht. Seine Hausfrau ließ er in der Mühle, die konnte nirgends hin; denn es war um die Zeit, daß sie ein Kind gebähren sollte. Als nun der König nah bei der Mühle war, und die Frau in ihren Nöthen hörte schreien, hieß er nachsehen, was der Frauen gebräche. In den Dingen hörte der König eine Stimme, die sprach: „auf diese Stunde ist ein Kind hier geboren, das wird dein Tochtermann!“ Conrad erschrak, denn er wußte anders nicht, denn daß die Frau eine Bäuerin wäre; und dachte, wie er dem zuvorkommen möchte, daß seine Tochter keinem Bauern

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_197.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)