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sprach: „diese Kirche sey deß mein Urkund.“ Er fuhr dann wieder in deutsche Land, und bezwang Ludolf seinen Sohn, der sich empört hatte. Und als er nach der Zeit wieder in Lamparten zog, führte ihn der Weg an der Kirche her, die er dem Weib gewiesen hatte, daß er ihr richten wollte, um ihre Noth. Der König ließ sie rufen, und ließ sie klagen. Sie sprach: „Herr, er ist nun mein ehelicher Mann, und ich habe liebe Kinder mit ihm.“ Der sprach da: „sammer Otten Bart!“ Also schwur er ihr: „er soll meiner Barten (Beile) schmecken!“ und befahl den Missethäter an seinem Leibe nach dem Recht zu strafen. Also richtete er dem Weib wider ihren Willen.




473.
Der unschuldige Ritter.
Bange Bl. 37.

Pomarius S. 175.


Kaiser Otto III. genannt das Kind, hatte am Hofe einen edlen Ritter, den langte die Kaiserin Maria, gebürtig von Arragonien, bittend an, daß er mit ihr buhlete. Der Ritter erschrak, und sprach: „das sey ferne von mir, das wäre meiner und meines Herrn Ehre viel zu nah,“ und ging weg von der Kaiserin. Da sie sah, daß er also im Zorne von ihr ging, kam sie zum Kaiser, schmeichelte und sprach: „was habt ihr für Ritter an eurem Hofe? einer von ihnen wollte mich schänden." Da dies der Kaiser

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_190.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)