sah er verwundert, wie sein Pferd gearbeitet
und mit den Füßen einen schönen Erzgang aufgescharrt
hatte. Da hub er einige Stufen auf und
trug sie dem Kaiser hin, der alsbald das entblößte
Bergwerk angreifen und mit Schürfen versuchen ließ.
Man fand eine reichliche Menge Erz, und der Berg
wurde dem Jäger zu Ehren Rammelsberg[1] geheißen.
Des Jägers Frau nannte sich Gosa, und
von ihr empfing die Stadt Goslar, die nahe bei
dem Berg gebaut wurde, ihren Namen. Das Flüßchen,
das durch die Stadt rinnt, heißt ebenfalls Gose,
deßgleichen das daraus gebraute Weißbier. Der
Jäger wurde in der Augustins - Capelle begraben, und
auf dem Leichenstein mit seiner Frau in Lebensgröße
ausgehauen; Rammel trägt in der Rechten ein
Schwert über sich, und Gosa eine Krone auf dem
Haupt.
Nach andern hat nicht der Jäger, sondern eines Jungherrn Pferd Rammel geheißen, das man ein Mal an dem Berge anband, wo es so rammelte und stampfte, daß seine wohl geschärften Hufeisennägel eine Goldader bloß machten.
Noch sieht man auf dem Rammelsberge einen Brunnen, der Kinderbrunnen genannt, worauf
- ↑ In den Rammelsberg soll mehr Holz verbaut seyn, als in die Städte Braunschweig und Goslar. Man hatte ein altes Lied, das so anfängt:
De Ramelsburgk hefft enen gulden Font,
drumb tragen wi en stolten Mont etc.
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_185.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)