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alte Sitte, und fochten mit dem Kaiser, daß er sieglos wurde. Doch Wittekind genoß es nicht, denn Gerold schlug ihn mit Listen; es geschah noch mancher Streit, eh’ die Sachsen unterworfen wurden.

Darauf kehrte Carl nach Spanien und Navarra, focht zwei lange Tage, und behauptete die Wahlstatt. Er mußte nun eine Burg, geheißen Arl, belagern, länger als sieben Jahre, weil ihnen Wein und Wasser unter der Erde zufuhr: bis endlich der König ihre List gewahrte, und die Gänge abschnitt. Da vermochten sie nicht länger zu streiten, kamen vor das Burgthor, und fochten mit festem Muth. Keiner bot dem andern Friede, und Christen und Heiden wurden so viel unter einander erschlagen, daß es niemand sagen kann. Doch überwand Carl mit Gott, und ließ die Christen in wohlgezierten Särgen bestatten. .

[1] Hierauf nahm er die Burg Gerundo[2] ein, zwang sie mit Hunger, und taufte alle Leute darin. Aber in Gallacia that ihm der Heidenkönig großes Leid, die Christen wurden erschlagen, Carl allein entrann kaum. Noch heute ist der Stein naß, worauf heißweinend der König saß, und Gott seine Sünden klagte: „gnade, o Herr, meiner Seele, und scheide meinen Leib von dieser Welt! nimmer kann ich wieder froh werden.“ Da kam ein Engel, der tröstete ihn:



  1. Den hier folgenden Theil der Sage von dem nassen Stein und dem Schäftenwald kennt auch Pomarius in s. Chronik S. 54.
  2. Girona
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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_159.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)