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daß ich es thun darf, so fordre es mir Sanct Peter ab.“ Da schieden sich die Herren mit großem Neid; Carl wollte nicht länger in diesem Lande bleiben, sondern fuhr nachRiflanden[1]. Die Römer hatten wohl erkannt, daß er ihr rechter Richter wäre; aber die Bösen unter ihnen bereuten die Unterwerfung. Sie drangen in St. Peters Münster, fingen den Pabst und brachen ihm beide Augen aus. Darauf sandtet sie ihn blind nach Riflanden dem Könige zum Hohn. Der Papst saß auf einen Esel, nahm zwei Capellane und zwei Knechte, die ihm den Weg weisen sollten; auf der Reise stand er Kummer und Noth aus. Als er zu Ingelheim in des Königs Hof ritt, wußte noch niemand, was ihm geschehen war; still hielt er auf dem Esel und hieß einen seiner Capellane heimlich zu dem König gehen: „schone deiner Worte und eile nicht zu sehr; sage dem König nur, ein armer Pilgrim wolle ihn gerne sprechen.“

Der Priester ging und weinte, daß ihm das Blut über den Bart rann. Als ihn der König kommen sah, sagte er: „diesem Mann ist großes Leid gethan; wir sollen ihm richten, wo wir können.“

Nieder kniete der Priester, kaum vermochte er zu sprechen: „wohlan, reicher König! komm, und rede mit einem deiner Capellane, dem große Noth geschehen ist.“ Carl folgte dem Priester eilends über den Hof,



  1. Ripuaria
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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_154.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)