Da entsprang da ein Born, davon heißt die Stelle:
zu Achsenhof. Und zu Eschweg kamen sie zu
Land, und saßen um den Born herum; und was ihnen
der dreizehnte lehrte, das nahmen sie zu Recht
an. Doch wußte niemand, wer der dreizehnte war;
so gleich war er jedem unter ihnen. Da er ihnen
das Recht gewiesen hatte, waren ihrer nur zwölf.
Darum sollen in dem Land allzeit dreizehen Asegen
seyn, und ihr Urtheil sollen sie fällen zu Achsenhof
und zu Eschwege, und wenn sie entzwei sprechen (verschiedener
Meinung sind) so haben die sieben die sechs
einzuhalten. So ist das Landrecht aller Friesen.
Radbot läßt sich nicht taufen.
Melis Stoke Rymkronike B. I. Z. 149 - 176 |
Als der heilige Wolfram den Friesen das Christenthum predigte, brachte er endlich Radbot ihren Herzog dazu, daß er sich taufen lassen wollte. Radbot hatte schon einen Fuß in das Taufbecken gestellt; da fiel ihm ein, vorher zu fragen: „wohin denn seine Vorfahren gekommen wären? ob sie bei den Schaaren der Seeligen, oder in der Hölle seyen?“ Sanct Wolfram antwortete: „sie waren Heiden, und ihre Seelen sind verloren.“ Da zog Radbot schnell den Fuß zurück, und sprach: „ihrer Gesellschaft mag ich mich nicht begeben; lieber will ich elend bei ihnen in der Hölle wohnen, als herrlich ohne sie im Himmelreich:“
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_140.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)