warum bist du so heimlich fortgegangen?“ Adelgis
wandte sein Schiff ans Ufer, und als er näher kam,
und die Gabe auf der Speerspitze ihm dargereicht erblickte,
ahndete er Verrath, warf seinen Panzer über
die Schulter, und rief: „was du mir mit dem Speere
reichst, will ich mit dem Speere empfangen;[1] sendet dein Herr betrüglich diese Gabe, damit du mich
tödten sollest, so werde ich nicht nachstehen, und ihm
meine Gabe senden.“ Darauf nahm er seine Armspangen,
und reichte sie jenem auf dem Speer, der
in seiner Erwartung getäuscht heimkehrte, und dem
König Carl Adelgis Spangen brachte. Carl legte sie
sogleich an, da fielen sie ihm bis auf die Schultern
nieder. Carl aber rief aus: „ es ist nicht zu wundern,
daß dieser Mann Riesenstärke hat."
König Carl fürchtete diesen Adelgis allezeit, weil er ihn und seinen Vater des Reiches beraubt hatte. Adelgis floh zu seiner Mutter, der Königin Ansa nach Brixen, wo sie ein reiches Münster gestiftet hatte.
Von König Carl und den Friesen.
Altfriesengesetz. ed. Wierdsma I, S. 103 – 108. |
Als König Carl aus Franken, und König Radbod aus Dänemark, in Friesenland wider einander stießen, besetzte jeder seinen Ort und sein End im Franekergau mit einem Heerschild, und jedweder sagte:
- ↑ Vergl. Hildebrands Lied 8. 36.
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_137.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)