ich nicht.“ Unter diesen Reden zeigte sich ein neuer
Troß. Erstaunt sagte Desiderius: „darunter ist doch
Carl?“ „Immer noch nicht,“ sprach Ogger. Nächstdem
erblickte man Bischöfe, Äbte, Capellane mit ihrer
Geistlichkeit. Außer sich stöhnte Desiderius: „o
laß uns niedersteigen, und uns bergen in der Erde
vor dem Angesichte dieses grausamen Feindes.“ Da
erinnerte sich Ogger der herrlichen, unvergleichlichen
Macht des König Carls aus besseren Zeiten her, und
brach in die Worte aus: „wenn du die Saat auf
den Feldern wirst starren sehen, den eisernen Po und
Tissino mit dunkeln eisenschwarzen Meereswellen die
Stadtmauern überschwemmen, dann gewarte, daß
Carl kommt.“ Kaum war dies ausgeredet, als sich
in Westen wie eine finstere Wolke zeigte, die den hellen
Tag beschattete. Dann sah man den eisernen Carl
in einem Eisenhelm, in eisernen Schienen, eisernem
Panzer um die breite Brust, eine Eisenstange in der
Linken hoch aufreckend. In der Rechten hielt er den
Stahl, der Schild war ganz aus Eisen, und auch
sein Roß schien eisern an Muth und Farbe. Alle die
ihm vorausgingen, zur Seite waren und ihm nach
folgten, ja das ganze Heer schien auf gleiche Weise
ausgerüstet. Einen schnellen Blick darauf werfend,
rief Ogger: „hier hast du den, nach dem du so viel
frugest,“ und stürzte halb entseelt zu Boden.
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_133.jpg&oldid=- (Version vom 10.2.2019)