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ihre Söhne Pipin, Carl und Ludwig darneben standen, hub Pipin an und sprach: „Mutter, wann ein Mal der Vater im Himmel ist, werde ich dann König?“ Carl aber wandte sich zum Vater und sagte: „nicht Pipin, sondern ich folge dir nach im Reich.“ Ludwig aber, der jüngste, bat beide Eltern, daß sie ihn doch möchten lassen König werden. Als die Kinder so stritten, sprach die Königin: „eure Zwist wollen wir bald ausmachen; geht hinab ins Dorf und laßt euch jeder sich einen Hahnen von den Bauern geben. Die Knaben stiegen die Burg hinab mit ihrem Lehrmeister und den übrigen Schülern, und holten die Hähne. Hierauf sagte Hildegard: „nun laßt die Hähne auf einander los! wessen Hahn im Kampfe siegt, der soll König werden.“ Die Vögel stritten, und Ludwigs Hahn überwand die beiden andern. Dieser Ludwig erlangte auch wirklich nach seines Vaters Tode die Herrschaft.




439.
Carls Heimkehr aus Ungerland.
Reimchronick im Cod. pal. 336. fol. 259 - 267.


König Carl, als er nach Ungarn und Wallachei fahren wollte, die Heiden zu bekehren, gelobte er seiner Frauen, in zehn Jahren heimzukehren; wäre er nach Verlauf derselben ausgeblieben, so solle sie seinen Tod für gewiß halten. Würde er ihr aber durch einen Boten sein golden Fingerlein zusenden, dann möge sie auf alles vertrauen, was er ihr durch denselben

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_125.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)