war. Hierauf brachte sie ein Kind zur Welt,
rauch und schwarz und rothäugig, gleich seinem Vater;
Agilulf erschrak innig, daß er einen solchen Sohn
erzeugt hätte, doch ließ er ihn sorgfältig auferziehen.
Das Kind wuchs auf, und war bös und tückisch, andern
Kindern griff es mit Fingern die Augen aus,
oder zerbrach ihnen Arm und Beine, daß sich jeder
vor ihm hütete, wie vor dem leidigen Teufel. Und
als es älter wurde, schwächte es Frauen und Jungfrauen,
und tödtete die Männer; da zürnte der edle
König, und dachte es mit Worten zu strafen, aber es
wehrte sich, und schlug auf seinen Vater selber los,
daß es ihn beinahe umgebracht hätte; seit der Zeit
strebte es ihm und des Königs rechtem ehelichem
Sohne nach dem Leben. Dieser Teufel kann Nimmermehr
mein Kind seyn, dachte der König, und ermahnte
seinen Sohn, daß sie mit dem Ungeheuer
streiten, und es erlegen wollten, ehe es noch mehr
Mord beginge. Viele Helden tödtete es in dem Kampfe,
und schlug seinem Vater und Bruder manche tiefe
Wunde; das Blut rann im Saal, da nahm seine
Mutter selbst Pfeil und Bogen, und half mit fechten,
bis es zuletzt von vielen getroffen zu Boden niedersank.
Als das Ungeheuer todt lag, sprach der König
zu Theudelinde: „nimmermehr war das mein Sohn,
bekenne mir frei, von wem du es empfangen hattest,
so soll dir alles vergeben seyn.“ Die Königin bat
um Gnade, und sagte: „wie sie vor Jahren am Gestade
des Meeres gegangen, sey ein scheußliches Meerwunder
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_068.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)