ihn hart, und sagte: „Du mußt dein Haupt verlieren,
wo du ein Wort von dieser Sache fallen lässest.“
Der Knabe erwiederte: „Du kannst mich tödten, allein
das Schicksal ist unwandelbar; denn traun, diese
Frau ist darum in dies Land gekommen, damit sie dir
anvermählt würde." Dies geschah auch nach der
Zeit.
Agilulf und Theudelind.
- Paulus DiaconusIII. 35.
- Decamerone III. 2.
Nach Autharis (Vetaris) Tode ließen die Longobarden Theudelind, die königliche Wittwe, die ihnen allen wohlgefiel, in ihrer Würde bestehen, und stellten ihr frei: welchen sie wollte, aus dem Volk zu wählen, den würden sie alle für ihren König erkennen. Sie aber berief Agilulf, Herzog von Taurin, einen tapfern, kriegerischen Mann, und reiste ihm selbst bis nach Laumell entgegen. Gleich nach dem ersten Gruß ließ sie Wein schenken, trank selber, und reichte das übrige dem Agilulf hin. Als er nun beim Empfang des Bechers ehrerbietig die Hand der Königin küßte, sprach sie lächelnd und erröthend: „Der braucht mir nicht die Hand zu küssen, welcher mir seinen Kuß auf den Mund geben soll.“ Hierauf ließ sie ihn zum Kuß, und that ihm den gefaßten Entschluß kund; unter allgemeinem Frohlocken wurde bald die Hochzeit begangen, und Agilulf von allem versammelten Volk zum König angenommen.
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_063.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)