eben an den Mund setzte, hielt ihn Sabinus zurück
und sprach: „Trinke nicht, sondern reiche mir,
ich will trinken; geh aber hin und sage dem, der dirs
gab: daß ich tränke, und er doch nicht Bischof werden
würde.“ Hierauf machte der Bischof das Zeichen
des Creuzes, und trank ohne Gefahr. Zur selben
Stunde sank der Archidiaconus an einem andern Orte,
wo er sich eben aufhielt, todt zu Boden; als ob
das Gift in seine Eingeweide durch des Bischofs
Mund gelaufen wäre.
Der Ausgang der Longobarden.
Die Winiler, hernachmals Longobarden genannt, als sie sich in dem Eiland Scandinavien so vermehrt hatten, daß sie nicht länger zusammen wohnen konnten, theilten sich in drei Haufen ab und loosten. Wer nun das Loos zog, der Haufen sollte das Vaterland verlassen, und sich eine fremde Heimath suchen. Als nun das Loos auf einen Theil gefallen war, so zog dieser unter zwei Heerführern, den Brüdern Jbor und Ayo (oder Agio), sammt ihrer weisen Mutter Gambara aus. Sie langten zuerst in Skoringen an, schlugen die Wandalen, und deren Könige Ambri und Aßy; zogen sodann nach Moringen, und dann nach Goland. Nachdem sie da eine Zeitlang verweilt, besetzten sie die Striche: Anthaib,
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_044.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)