Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 042.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ihn begleiten, seine Waffen tragen, und sich nicht anders anstellen, als ob er der wahre König wäre. Riggo begab sich nun in seinem prächtigen Gewande unter dem Zulaufen vieler Leute in das Münster, wo der Mann Gottes in der Ferne saß. Sobald Benedictus den Kommenden in der Nähe, daß er von ihm gehört werden konnte, sah, rief er aus: „lege ab, mein Sohn, lege ab, was du trägst, ist nicht dein!“ Riggo sank zu Boden vor Schrecken, daß er sogleich entdeckt worden war, und alle seine Begleitung, beugte sich mit ihm. Darauf erhuben sie sich wieder, wagten aber nicht dem Heiligen näher zu gehen, sondern kehrten zitternd zu ihrem König zurück mit der Nachricht, wie ihnen geschehen wäre. Nunmehr machte sich Totila selbst auf, und beugte sich vor dem in der Weite sitzenden Benedictus nieder. Dieser trat hinzu, hob den König auf, tadelte ihn über seinen grausamen Heereszug, und verkündete ihm in wenig Worten die Zukunft: „Du thust viel Böses und hast viel Böses gethan; jetzt laß ab vom Unrecht! Du wirst in Rom einziehen, über das Meer gehen, neun Jahre herrschen, und im zehnten sterben.“ Totila erschrak heftig, beurlaubte sich von dem Heiligen, und war seitdem nicht so grausam mehr.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_042.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)