zu Klettenberg eines Sonntagmorgens nach Ellrich geritten
seyn, um dort durch Trinken den ausgesetzten
Ehrenpreis einer Goldkette zu gewinnen. Er erlangte
auch den Dank vor vielen andern und die Kette
über den Hals angethan wollte er durch das Städtlein
nach Klettenberg zurückkehren. In der Vorstadt
hörte er in der Niclaskirche die Vesper singen; im
Taumel reitet er durch die Gemeinde bis vor den Altar;
kaum betritt das Roß dessen Stufen, so fallen
ihm plötzlich alle vier Hufeisen ab und es sinkt sammt
seinem Reiter nieder.
Der Altar zu Seefeld.
- Mündlich, aus Wien.
- Von dem hoch und weitberühmten Wunderzeichen, so sich mit dem Altar in Seefeld in Tirol im Jahr 1384, zugetragen. Dillingen. 1580. und Innsbr. 1603. 4.
In Tirol nicht weit von Innsbruck liegt Seefeld, eine alte Burg, wo im vierzehnten Jahrhundert Oswald Müller, ein stolzer und frecher Ritter wohnte. Dieser verging sich im Uebermuthe so weit, daß er im Jahr 1384 an einem grünen Donnerstag mit der ihm, im Angesicht des Landvolks und seiner Knechte in der Kirche gereichten Hostie nicht vorlieb nehmen wollte, sondern eine größere, wie sie die Priester sonst haben, vom Capellan für sich foderte. Kaum hatte er sie empfangen, so hub der steinharte Grund vor dem Altar an, unter seinen Füßen zu wanken. In der Angst suchte er sich mit beiden Händen am eisernen Geländer zu
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 458. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_494.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)