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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1

Geld zeigen, das sie aus aller Armuth befreie, aber es war all in Laub verwandelt. Da ward der Vater wahnsinnig und grämte sich todt, aber die Mutter ging aus und suchte ihr Kindlein, und als sie es an dem Baume hangend gefunden, nahm sie es unter heißen Thränen herab und trug es in die Kirche nach Rinn. Noch jetzt liegt es dort und wird vom Volk als ein heiliges Kind betrachtet. Auch der Judenstein ist dorthin gebracht. Der Sage nach hieb ein Hirt den Baum ab, an dem das Kindlein gehangen, aber, als er ihn nach Haus tragen wollte, brach er ein Bein und mußte daran sterben.


353.
Das von den Juden getödtete Mägdlein.
Thomae Cantipratani bonum universale de apibus. Duaci 1627. 8. p. 303.
vgl. Gehre’s pforzheimer Chronik S. 18–24.

Im Jahr 1267. war zu Pforzheim eine alte Frau, die verkaufte den Juden aus Geitz ein unschuldiges, siebenjähriges Mädchen. Die Juden stopften ihm den Mund, daß es nicht schreien konnte, schnitten ihm die Adern auf und umwanden es, um sein Blut aufzufangen, mit Tüchern. Das arme Kind starb bald unter der Marter und sie warfens in die Enz, eine Last von Steinen oben drauf. Nach wenig Tagen reckte Margrethchen ihr Händlein über dem fließenden Wasser in die Höhe; das sahen die Fischer und entsetzten sich; bald lief das Volk zusammen und auch der Markgraf

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 456. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_492.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)