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machen, und die Glöckel klungen, bis er ausgemerkt hatte, hernach hörte er sie nicht mehr. Da sprach er: „lieber Gott, wie soll ichs verbringen? ich bin arm und habe kein Gut, da ich solchen Bau mit verbringen möge.“ Da sprach wiederum die Stimme: „so geh zu frommen Leuten, die geben dir wohl alsoviel, daß du es verbringst. Und wann es beschiehet, daß man es weihen soll, da wird es stillstehen 36 Jahr, darnach wird es fürgäng und werden große Zeichen da geschehen zu ewigen Zeiten.“ Und da er die Capelle anfangen wollte zu machen, ging er zu seinem Beichtvater und thät ihm das kund. Da schuf er ihn vor den Bischof Ulrich gen Brixen, da ging er zu fünfmalen gen Brixen, daß ihm der Bischof den Bau und die Capelle zu machen erlaubte. Das thät der Bischof und ist beschehen am Erchtag (Dienstag) vor S. Pancratius im Jahr 1409.


349.
Ochsen zeigen die heilige Stätte.
Kasthofen in den Alpenrosen 1813. S. 188.

Bei Matten, einem Dorfe unweit der Mündung des Fermelthals in der Schweiz, liegt ein gewaltiges zerstörtes steinernes Gebäude, davon geht folgende Sage: Vor alten Zeiten wollte die Gemeinde dem heiligen Stephan eine Kirche bauen und man ersah den Platz aus, wo das Mauerwerk steht. Aber jede Nacht wurde zum Schrecken aller wiederum zerstört, was den Tag über die fleißigen Thal-Leute aufgeführt hatten.

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_485.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)