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hinein. Es war aber damals schiffbar Wasser rings umher und nichts angebaut und an der Capelle hing eine Leuchte, darnach sich jeder richtete, bis das Wasser an der Sachsenburg abgestochen wurde.


338.
Teufels-Graben.
Mündlich.

In der Nähe des Dorfes Rappersdorf, das nicht weit von der Stadt Strehlen in Niederschlesien liegt, erblickt man in flachem Boden einen tiefen Graben, gegen einen etwas entfernten Bach laufend, welcher vom Volk der Teufels-Graben genannt wird. Ein Bauer aus Rappersdorf war sehr in Noth, weil er nicht wußte, wie er das überhand nehmende Regen-Wasser von seinen Feldern ableiten solle. Da erschien der Teufel vor ihm und sprach: „gib mir sieben Arbeiter zur Hülfe, so will ich dir noch in dieser Nacht einen Graben machen, der alles Wasser von deinen Äckern abzieht und fertig seyn soll, eh der Morgen graut.“ Der Bauer willigte ein und überlieferte dem Teufel die Arbeiter mit ihren Werkzeugen. Als er am folgenden Tag hinausging, die Arbeit zu besichtigen, war zwar der große breite Graben vollendet, aber die Arbeitsleute waren verschwunden, bis man die zerrissenen Glieder dieser Unglücklichen auf den Feldern rings umher zerstreut fand.

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_474.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)