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edler Ritter Mit zwölf Schwestern. Es geschah, daß die zwölf Seeburger in einer Nacht die zwölf Schwestern vom Schwarzkopf entführten, dagegen aber auch der Schwarzkopfer die einzige Schwester der zwölf Raubgrafen in seine Gewalt bekam. Beide Theile trafen in der Ebene des Murgthals auf einander und es entstand ein Kampf, in welchem die Seeburger bald die Oberhand erhielten und den Schwarzkopfer gefangen nahmen. Sie führten ihn auf die Burg und jeder von den Zwölfen stieß ihm einen Dolch vor den Augen seiner sterbenden Geliebten, ihrer Schwester, in die Brust. Bald darnach befreiten sich die zwölf geraubten, Schwestern aus ihren Gemächern, suchten die zwölf Dolche aus der Brust ihres Bruders und tödteten in der Nacht sämmtliche Mord-Grafen. Sie flüchteten nach der That, wurden aber von den Knechten ereilt und getödtet. Als hierauf das Schloß durch Feuer zerstört ward, da sah man die Mauern, in welchen die Jungfrauen geschmachtet, sich öffnen, zwölf weibliche Gestalten, jede mit einem Kindlein auf dem Arm, traten hervor, schritten zu dem Mummel-See und stürzten sich in seine Fluten. Nachher hat das Wasser die zertrümmerte Burg verschlungen, in welcher Gestalt sie noch hervorragt.

Ein armer Mann, der in der Nähe des Mummel-Sees wohnte und oftmals für die Geister des Wassers gebätet hatte, verlor seine Frau durch den Tod. Abends darauf hörte er in der Kammer, wo sie auf Spänen lag, eine leise Musik ertönen. Er öffnete ein

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_465.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)