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326.
Es rauscht im Hühnengrab.
Micrälius Pomm. Gesch. B. II. c. 52.


Bei Cößlin in Pommern zeigt man einen Hühnenberg, und man hat da ein großes Horn, ein großes Schwert und ungeheure Knochen ausgegraben. Auch in Vorpommern sollen vor Zeiten Riesen gewesen seyn. In der Gegend von Greifswalde ließ man 1594. solche Hühnengräber „kleuben und abschlichten,“ da fanden die Steinmetzen Leiber elf und wohl sechszehn Schuh lang, und Krüge daneben. Wie sie aber an einen andern Graben, dem vorigen gleich, kamen und ihn auch versuchen wollten, soll sich ihrem Vorgeben nach ein Getümmel, als wenn etwas mit Schlüsseln um sie herrauschte und tanzte, haben vernehmen lassen. Da standen sie ab vom Stören des Grabs.





327.
Todte aus den Gräbern wehren dem Feind.
Otmar’s Samml.


Wehrstedt, ein Dorf nahe bei Halberstadt, hat nach der Sage seinen Namen davon erhalten, daß bei einem gefahrvollen Ueberfall fremder Heiden, da die Landesbewohner der Uebermacht schon unterlagen, die Todten aus den Gräbern aufstanden, diese Unholde tapfer abwehrten und so ihre Kinder retteten.


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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_460.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)