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Goldschmidt in die Stadt, der wird dich reichlich bezahlen.“ Darauf leitete ihn sein Führer wieder zum Ausgang und der Schäfer that, wie ihm geheißen war und erhielt von dem Goldschmidt eine große Menge Geldes. Erfreut brachte er es seinem Vater, dieser sprach: „versuche noch einmal in die Tiefe zu steigen.“ „Ja, Vater, antwortete der Schäfer, ich habe dort meine Handschuhe liegen lassen, wollt ihr mitgehen, so will ich sie holen.“ In der Nacht machten sich beide auf, fanden die Stelle und den geöffneten Boden und gelangten zu den unterirdischen Schätzen. Es lag noch alles, wie das erstemal, auch die Handschuhe des Schäfers waren da; beide luden so viel in ihre Taschen, als sie tragen konnten und gingen dann wieder heraus, worauf sich der Eingang mit lautem Krachen hinter ihnen schloß. Die folgende Nacht wollten sie es zum drittenmal wagen, aber sie suchten lange hin und her, ohne die Stelle des Eingangs, oder auch nur eine Spur, zu entdecken. Da trat ihnen der alte Mann entgegen und sprach zum Schäfer: „hättest du deine Handschuhe nicht mitgenommen, sondern unten liegen gelassen, so würdest du auch zum drittenmal den Eingang gefunden haben, denn dreimal sollte er dir zugänglich und geöffnet seyn; nun aber ist er dir auf immer unsichtbar und verschlossen.“ Geister, heißt es, können das, was in ihrer Wohnung von den irdischen Menschen zurückgelassen worden, nicht behalten und haben nicht Ruh, bis es jene wieder zu sich genommen.


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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_442.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)