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299.
Die Zirbelnüsse.
Mündlich, aus Oberwallis.


Die Frucht der Arven oder Zirbeln, einer auf den Alpen wachsenden Gattung Tannen (Pinus cembra), hat einen röthlichen, wohl und süßschmeckenden Kern, fast wie Mandelnüsse sind. Allein man kann blos selten und mit Mühe dazu gelangen, weil die Bäume meistens einzeln über Felsenhängen und Abgründen, selten im Wald beisammen stehen. Die Bewohner geben allgemein vor: die Meisterschaft habe diesen Baum verwünscht und unfruchtbar gemacht, darum weil die Dienerschaft zur Zeit, wo sie auf dem Feld fleißig arbeiten sollen, sich damit abgegeben hätte, ihres lieblichen Geschmacks wegen diese Nüsse abzuwerfen und zu essen, worüber alle nöthige Arbeit versäumt oder schlecht gethan worden wäre.





300.
Das Paradies der Thiere.
Mündlich, aus Oberwallis im Visperthal.

Oben auf den hohen und unersteiglichen Felsen und Schneerücken des Mattenbergs soll ein gewisser Bezirk liegen, worin die schönsten Gemsen und Steinböcke, außerdem aber noch andere wunderbare und seltsame Thiere, wie im Paradies zusammen hausen und weiden. Nur alle zwanzig Jahre kann es einem Menschen

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_424.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)