sind auch Hirten, aber nicht Ziegen, Schafe und Kühe
sind ihr Vieh, sondern Gemsen und aus der Gemsenmilch
machen sie Käse, die so lange wieder wachsen
und ganz werden, wenn man sie angeschnitten
oder angebissen, bis man sie unvorsichtiger Weise völlig
und auf einmal, ohne Reste zu lassen, verzehrt.
Still und friedlich wohnt das Zwergvolk in den innersten
Felsklüften und arbeitet emsig fort, selten erscheinen
sie den Menschen, oder ihre Erscheinung bedeutet
ein Leid und ein Unglück; außer wenn man sie auf
den Matten tanzen sieht, welches ein gesegnetes Jahr
anzeigt. Verirrte Lämmer führen sie oft den Leuten
nach Haus und arme Kinder, die nach Holz gehen,
finden zuweilen Näpfe mit Milch im Wald stehen, auch
Körbchen mit Beeren, die ihnen die Zwerge hinstellen.
Vorzeiten pflügte einmal ein Hirt mit seinem Knechte den Acker, da sah man neben aus der Felswand dampfen und rauchen. "Da kochen und sieden die Zwerge, sprach der Knecht, und wir leiden schweren Hunger, hätten wir doch auch ein Schüsselchen voll davon." Und wie sie das Pflugsterz umkehrten, siehe, da lag in der Furche ein weißes Laken gebreitet und darauf stand ein Teller mit frischgebackenem Kuchen und sie aßen dankbar und wurden satt. Abends beim Heimgehen war Teller und Messer verschwunden, blos das Tischtuch lag noch da, das der Bauer mit nach Haus nahm.
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_423.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)