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gern über den Rhein.“ „Tritt in meinen Nachen ein zu mir, antwortete der Fischer, ich will dich überfahren.“ Da er nun diesen übergesetzt hatte und zurückkehrte, standen noch fünf andere Mönche am Gestade, die begehrten auch zu schiffen und der Fischer frug bescheiden: was sie doch bei so eitler Nacht reisten? „Die Noth treibt uns, versetzte einer der Mönche, die Welt ist uns feind, so nimm du dich unser an und Gottes Lohn dafür.“ Der Fischer verlangte zu wissen: was sie ihm geben wollten für seine Arbeit? Sie sagten: "jetzo sind wir arm, wenn es uns wieder besser geht, sollst du unsere Dankbarkeit schon spürer.“ Also stieß der Schiffer ab, wie aber der Nachen mitten auf den Rhein kam, hob sich ein fürchterlicher Sturm. Wasserwellen bedeckten das Schiff und der Fischer erblaßte. „Was ist das, dachte er bei sich, bei Sonnenniedergang war der Himmel klar und lauter und schön schien der Mond, woher dieses schnelle Unwetter?“ Und wie er seine Hände hob, zu Gott zu beten, rief einer der Mönche: „was liegst du Gott mit Beten in den Ohren, steuere dein Schiff.“ Bei den Worten riß er ihm das Ruder aus der Hand und fing an den armen Fischer zu schlagen. Halbtodt lag er im Nachen, der Tag begann zu dämmern und die schwarzen Männer verschwanden. Der Himmel war klar, wie vorher, der Schiffer ermannte sich, fuhr zurück und erreichte mit Noth seine Wohnung. Des andern Tags begegneten dieselben Mönche einem früh aus Speier reisenden Boten in einem rasselnden,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_400.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)