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wie ein Haus. Zu welchem Fenster es hinein schaut, aus demselben Hause sterben die Leute.

267.
Frau Berta oder die weiße Frau.

Joh. Jac. Rohde de celebri spectro, quod vulgo die weiße Frau nominant. Königsberg 1723. 4.
Stilling’s Theorie der Geisterstunde. S. 351–359.
Erasm. Francisci höll. Proteus. S. 59–92.
vgl. Volksmärchen der Frau Naubert. Bd. III.

Die weiße Frau erscheint in den Schlössern mehrerer fürstlichen Häuser, namentlich zu Neuhaus in Böhmen, zu Berlin, Baireuth, Darmstadt, und Carlsruhe und in allen, deren Geschlechter nach und nach durch Verheirathung mit dem ihren verwandt geworden sind. Sie thut niemanden zu Leide, neigt ihr Haupt vor wem sie begegnet, spricht nichts und ihr Besuch bedeutet einen nahen Todesfall, manchmal auch etwas fröhliches, wenn sie nämlich keinen schwarzen Handschuh an hat. Sie trägt ein Schlüsselbund und eine weiße Schleierhaube. Nach einigen soll sie im Leben Perchta von Rosenberg geheißen, zu Neuhaus in Böhmen gewohnt haben und mit Johann von Lichtenstein, einem bösen, störrischen Mann, vermählt gewesen seyn. Nach ihres Gemahls Tode lebte sie in Witwenschaft zu Neuhaus und fing an zu großer Beschwerde ihrer Unterthanen, die ihr fröhnen mußten, ein Schloß zu bauen. Unter der Arbeit rief sie ihnen zu, fleißig zu seyn: „wann das Schloß zu stand seyn wird, will

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_393.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)